Langsam, aber sicher beginnt die Modewelt, umzudenken. Immer mehr Labels achten auf nachhaltige Stoffe und Materialien. Bio Baumwolle, oder im Englischen organic cotton, ist da sicherlich unter den bekanntesten. Doch wie genau sieht die Herstellung von Bio Baumwolle aus? Ist Baumwolle nachhaltig? Wie wird Baumwolle im konventionellen Anbau produziert? Wir wollen uns heute bemühen, auf all diese Fragen eine Antwort zu finden.
Bio Baumwolle vs Baumwolle
Damit wir die Bio Baumwolle von allen Seiten betrachten können, ist es wichtig, zunächst einmal die herkömmliche Baumwolle zu betrachten. Was ist Baumwolle eigentlich? Das Material, das wir als Baumwollfaser kennen, gewinnt man aus den Samenhaaren der Baumwollpflanzen. Die Fasern sind extrem langlebig, haben wenig Abrieb und bieten ein geringes Allergiepotential. Das macht Baumwollstoffe so beliebt in der Textilbranche.
Jetzt aber zu den Unterschieden zwischen Bio Baumwolle und herkömmlicher Baumwolle: Herkömmliche Baumwolle hat keinen besonders grünen Ruf. Und das zurecht! Für ein Kilo der üblichen Baumwolle braucht es ungefähr 11.000 Liter Wasser. Außerdem baut man Baumwolle hauptsächlich in großen Monokulturen an. Das steigert natürlich das Aufkommen von Schädlingen. Um diese zu bekämpfen, setzt man extrem viel Pestizide und Giftstoffe ein. Während Baumwollfelder nur etwas über 2 Prozent der globalen Ackerfläche ausmachen, kommen darauf über 10 Prozent der Pestizide. Pro Saison besprüht man die Felder bis zu 30 Mal mit Giften. Dabei ist das chemische Entlaubungsmittel, welches zur Ernte eingesetzt wird, noch nicht mit eingerechnet. Dieses Mittel kommt zum Einsatz, da Erntemaschinen nur blattlose Pflanzen abernten können.
Das alles läuft auf Bio Baumwollfeldern grundlegend anders. Hier setzt man auf clevere Fruchtfolgen. Diese sorgen für einen nährstoffreichen Boden und halten gleichzeitig die Schädlingszahlen überschaubar. Außerdem pflanzt man zur Baumwolle weitere Pflanzen, die für Schädlinge attraktiver sind. Da zusätzlich keine Pestizide und Gifte eingesetzt werden, können auch die natürlichen Fressfeinde der Schädlinge kräftig bei der Schädlingskontrolle helfen. Aufgrund der nährstoffreicheren Erden brauchen die Pflanzen übrigens auch weniger Wasser. Bio Baumwolle muss von Hand gepflückt werden. Was nun erst einmal extrem aufwändig klingt, birgt aber einen großen Vorteil: Von Hand erntet man nur die wirklich reifen Blüten, sodass letztendlich der daraus gewebte Stoff eine bessere Qualität hat.
Nachteile
Wenn Bio Baumwolle also umwelttechnisch soviel besser ist und auch weniger Ressourcen verbraucht, warum gibt es dann nicht nur organic cotton? Viele Bauern können sich den Umstieg auf Bio Baumwolle nicht ohne Unterstützung leisten. Um zertifizierte Bio Baumwolle produzieren zu können, muss man nämlich nachweislich drei Jahre lang alle Bedingungen eingehalten haben, ohne dass man die Erträge schon als teurerer Bio Baumwolle verkaufen darf. Außerdem wächst, durch die Fruchtfolge, nur alle drei Jahre Baumwolle auf den Feldern. In einer stabil laufenden Fruchtfolge können in dieser Zeit zwar andere Dinge biologisch angebaut und verkauft werden, doch in der ersten Zeit gilt hier das gleiche Problem, wie bei der Baumwolle.
Natürlich ist auch die Ernte von Hand teurer, als die maschinelle Ernte, vorausgesetzt, man zahlt den Arbeitenden einen fairen Lohn. Viele Unternehmen arbeiten jedoch ausschließlich profitorientiert. Solange herkömmliche Baumwolle profitabler ist, als Bio Baumwolle, werden einige Unternehmen darauf setzen. Damit der Marktanteil der herkömmlichen Baumwolle weiter sinkt, braucht es also Förderprogramme wie Cotton Made in Africa, die Bauern und Produzenten bei der Umstellung auf Bio Baumwolle hilft.
Ist Bio Baumwolle nachhaltig?
Natürlich verbraucht auch Bio Baumwolle viel Wasser und trotzdem heißt die Antwort auf diese Frage: Ja, sie ist um Längen nachhaltiger als das herkömmliche Gegenstücke und ein wichtiger Schritt zu Slow Fashion. Doch dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass es nicht mit einer Bio-Faser getan ist. In der Vergangenheit sind verschiedene große Konzerne mit Betrugsversuchen aufgeflogen. Sie verwendeten Materialien, die nicht biologisch angebaut waren, deklarierten sie jedoch als „Bio-Stoffe“. Soetwas darf natürlich nicht geschehen. Hier helfen Zertifikate wie der GOTS oder auch das Fairtrade Siegel weiter. Denn damit aus einer Bio-Faser Fair Fashion wird, braucht es faire Produktion mit guten Arbeitsbedingungen auf jedem Schritt der Produktionskette.
Das Label Jan ‚N June, gegründet von zwei Freundinnen, achtet auf genau das. Die Mode, die das Label verkauft, besteht nicht nur aus nachhaltigen Materialien, wie eben unter anderem organic cotton, sondern wird auch fair produziert. Unter dem Hashtag #ByeByeFastFashion macht sich Jan ‚N June stark für eine nachhaltigere Modewelt und geht mit bestem Beispiel voran. Dabei beschränkt sich das Label nicht nur auf organic cotton, sondern nutzt auch andere, innovative Materialien, die unserem Planeten helfen. Ob Polyester aus PET-Flaschen oder Polyamid aus Fischernetzen, die beiden Freundinnen zeigen, was man neben biologisch angebauter Baumwolle noch tun kann, um unsere Kleidung nachhaltiger zu produzieren.
Natürlich gibt es immer noch ein bisschen mehr, was man tun kann, eine neue Lösung und einen weiteren Schritt, doch Bio Baumwolle ist auf jeden Fall ein guter Start.
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