„Wir müssen die Art und Weise, wie wir Produkte herstellen, neu gestalten.“ Mit dem Cradle-to-Cradle Prinzip versuchen zwei Freunde der gesamten Welt näherzubringen, dass man intelligenter produzieren kann, indem man die Natur als Modell dafür sieht. Aber ist das so einfach? Und wo hat Mode darin ihren Platz? Wir lieben Mutter Natur und Slow Fashion! Deshalb haben wir für Dich das Wichtigste zusammengefasst und erklären Dir, ob und wie das nachhaltige Konzept und die Textilindustrie miteinander harmonieren.
Was bedeutet Cradle-to-Cradle überhaupt?
Cradle-to-Cradle ist ein nachhaltiges Wirtschaftskonzept aus den 1990er Jahren, das mit „von der Wiege zur Wiege“ übersetzt werden kann. Einfach gesagt, handelt es sich hierbei also um einen Kreislauf. Der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William McDonough haben dieses Prinzip als eine neue Denkweise für wirtschaftliches Handeln ins Leben gerufen. Cradle-to-Cradle ist ein Konzept, bei dem es nicht nur darum geht, ein Produkt herzustellen und es an den Endverbraucher und damit letztendlich in die Mülldeponie zu bringen, sondern es geht darüber hinaus: Ein perfekter Kreislauf, bei dem nichts verloren geht. Das Prinzip ist an der Natur orientiert und soll die Produktherstellung so umweltschonend und hochwertig wie möglich gestalten. Auf den Produktionsprozess in der Textilindustrie übertragen bedeutet das, dass Materialien immer wiederverwendet werden und dabei nicht an Qualität verlieren.
Die Grundsätze der Kreislauf-Wirtschaft
Damit das möglich gemacht werden und dabei der Aspekt Nachhaltigkeit im Fokus stehen kann, sind drei Grundsätze besonders wichtig:
- Die Qualität der Rohstoffe muss bestehen bleiben. Das heißt, dass die Rohstoffe, die in der Produktion verwendet werden, entweder biologisch abbaubar sein müssen oder aber mit derselben Qualität wiederverwendet werden können.
- Es dürfen ausschließlich erneuerbare Energien für die Herstellung der Produkte verwendet werden.
- Die Herstellung soll nicht vereinheitlicht werden, sondern die kulturelle und biologische Vielfalt berücksichtigen.
Um das Ganze mal zu veranschaulichen: Du kaufst Dir ein T-Shirt, das komplett biologisch abbaubar ist und trägst es für einige Jahre. Danach wirfst Du es sprichwörtlich auf den Kompost, wo es sich zersetzt und zu nährstoffreicher Erde wird, die für neue Pflanzen sorgt. Und diese sorgen erneut für Material, dass für die Entstehung neuer Cradle-to-Cradle Produkte verwendet werden kann. Der Rohstoff muss aber hier nicht zwingend Bio-Material sein. Auch ein Mix mit einem synthetischen Stoff funktioniert, solange man diesen eben zur selben Qualität recyceln kann. Wie zum Beispiel Polyester. Wichtig bei einem Mix ist nur, dass man die Rohstoffe sortenrein trennen kann. Denn nur dann kann man sie erneut recyceln und in den Kreislauf zurückführen.
Das Cradle-to-Cradle Siegel
Besonders seit den letzten Jahren arbeiten immer mehr Unternehmen nach dem Prinzip des perfekten Kreislaufs. Daher kann man seine Produkte mittlerweile zertifizieren lassen, nämlich mit dem Cradle-to-Cradle Siegel. Damit wird garantiert, dass bestimmte Standards eingehalten werden. Diese beinhalten zum einen, dass die verwendeten Materialien nicht schädlich sein dürfen, weder für den Menschen, noch für die Umwelt. Außerdem müssen sie kreislauffähig sein, also wie bereits erwähnt, biologisch abbaubar oder recyclebar. Während der Herstellung dürfen nur erneuerbare Energien verwendet und der C02 Ausstoß muss aktiv minimiert werden. Hinzu kommt der bewusste und Ressourcen-schonende Umgang mit Wasser und die soziale Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette. Je nachdem wie gut ein Produkt dabei abschneidet, bekommt es dann einen Status von Basic bis Platin. Grob gesagt: Cradle-to-Cradle Produkte sind nachhaltig und haben eine hohe Qualität.
Kritik an der Umsetzung für Kleidung
Und nun fragst Du Dich wahrscheinlich: Aber wo sind die ganzen Cradle-to-Cradle zertifizierten Kleider, Hosen und Shirts? Na ja, ganz so einfach ist das leider (noch) nicht. Denn auch wenn Kleidung kompostierbar ist, heißt das nicht direkt, dass man sie auf dem normalen Bio-Müll entsorgen kann. Oft müssen die Kleidungsstücke in spezielle Verwertungsanlagen gebracht werden, weil sie sich nur unter bestimmten Bedingungen selbst abbauen. Und diese sind leider nicht so einfach in der Natur zu finden. Des Weiteren muss das Shirt zu 100% biologisch abbaubar sein. Das beinhaltet eben auch Garne, Verzierungen, Färbemittel und so weiter. Problem dabei ist, dass Bio-Materialien meist nicht so strapazierfähig sind. Garne aus Baumwolle zum Beispiel sind nicht so beständig wie welche, die aus Polyester gemacht sind.
Slow Fashion bringt Hoffnung
Fakt ist: Das Cradle-to-Cradle Prinzip erfordert ein grundsätzliches Umdenken in der Textilindustrie. Auch, wenn das im Fast Fashion Zeitalter nur schwer vorstellbar ist, schöpfen wir Hoffnung im Slow Fashion Bereich. Denn hier steigt der Wert eines Kleidungsstücks enorm! Ein T-Shirt wird in seinem Herstellungsprozess, von Design bis Endprodukt wertgeschätzt und geliebt. Das heißt, wir würden ein lange getragenes Kleidungsstück wieder zurück zum Laden bringen, damit es von dort in die richtige Verwertungsanlage gehen kann. Oder nicht? Außerdem entwickelt sich der Slow Fashion Markt stetig. Es wird viel mit neuen natürlichen Materialien experimentiert, die strapazierfähig und beständig sind. Und so schaffen es immer mehr Labels, Cradle-to-Cradle Produkte herzustellen. Das Prinzip des perfekten Kreislaufs bewegt Unternehmen wenigstens dazu, sich ihre Produktionsprozesse mit einem nachhaltigen Ansatz genauer anzuschauen. So macht man sich während des Designs schon Gedanken darum, wie man das Produkt am besten entsorgen kann.
Cradle-to-Cradle und Le Shop Vegan: Armedangels nähert sich mit anderer Perspektive
Der Unterschied zwischen Cradle-to-Cradle und den Slow Fashion Brands ist nun vielleicht ein wenig verschwommen, kann aber ganz leicht erklärt werden: Labels der langsamen Mode verfolgen einen ökoeffizienten Ansatz. Sie versuchen während der Produktion und entlang der gesamten Lieferkette Schadstoffe auf ein Minimum zu reduzieren und Ressourcen einzusparen. Damit wird der Umwelt weniger Schaden zugefügt und wir gehen schonend mit der Natur um. Cradle-to-Cradle ist aber ökoeffektiv, weil sich Produkte in diesem Kreislauf komplett (nicht nur teilweise) biologisch abbauen oder recyceln lassen. So können sie wieder in den Kreislauf eingefügt werden, wodurch kein Müll entsteht und Ressourcen zu 100% wieder genutzt werden können.
Einer unserer Lieblinge unter den Slow Fashion Marken nähert sich der Kreislauf-Wirtschaft aus einer etwas anderen Perspektive: Armedangels bietet ein Take-Back-System an. Dafür kannst Du ein altes Kleidungsstück der Marke abgeben und bekommst dafür ein Neues (bzw. einen Gutschein dafür). Das Material Deines getragenen Shirts wird erst recycelt, dann mit einer nachhaltigen Faser verstärkt und anschließend in ein neues Kleidungsstück verwandelt. So schließt Armedangels den Kreis mit hochwertigem Faser-zu-Faser Recycling. Wir sind Fan davon und empfehlen Dir dringend, durch die neue Kollektion zu stöbern!
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